Mittwoch, 18. Mai 2011

Hast du davon gehört? – Nö.

Jeder kennt den Spruch: „Was Google nicht kennt, gibt es nicht.“ Ebenso lässt sich sagen: „Was die Nachrichten nicht bringen, hat nicht stattgefunden“ – zumindest nicht für die breite Masse. Denn in Spanien spielen die Schüler und Studenten Ägypten nach und, während es in Ägypten noch eine Sensation war, interessiert das hier anscheinend keine Menschenseele – abgesehen von den Piraten: die Medien sind ja schließlich ihr Lieblingsthema.

Ich gebe zu, dass ich gestern durch die Tweets eines mir bekannten Piraten auf das Thema aufmerksam wurde und versucht habe bei den Leitmedien Informationen zu finden. Ich fand keine. Ein Freund bei einem größeren deutschen Sender antwortete mir auf eine Anfrage, dass er nur von dem Erdbeben, nicht aber von Demonstrationen wisse. Woran liegt es also, dass wir keine Informationen zu den Demonstrationen finden können. Warum berichtet die Tageschau nicht darüber? Warum finde ich auf der BBC-Website keinen Bericht?

Ist es etwa die von den Piraten vermutete Kontrolle der Regierung über die Medien? Dürfen die Medien tatsächlich nicht berichten? Saß neben meinem Freund, als er meine SMS beantwortete, tatsächlich ein BND-Mitarbeiter, der ihm die Pistole (samt Schalldämpfer natürlich) an den Kopf hielt und ihm diktierte, was er mir antworten solle? Gehen sie vielleicht davon aus, dass es uns nicht interessiert? Oder wissen sie tatsächlich von nichts? Wenn ja, warum? Wo liegt der Unterschied zwischen Ägypten und der „Revolution“ in Spanien?

Zum ersten erwartet man in Spanien keine begründete Revolution. Immerhin gehört es ja zu Europa. Und in Europa sind ja alle aufgeklärt, demokratisch korrekt und gut. In Ägypten, Lybien, Syrien, etc. da sind ja überall korrupte, böse Alleinherrscher, die es - nach europäischen Standards gemessen - verdienen gestürzt zu werden. Bei uns gibt es so etwas nicht. Höchstens ein bisschen Korruption in Griechenland, aber die haben ja gesehen, was sie davon haben. Aber in Europa gibt es keinen Grund gleich eine Revolution auszurufen.

Zum anderen weiß ich nicht ob man in Spanien schon von einer Revolution sprechen kann. Die Jugend demonstriert gegen die hohe Arbeitslosigkeit und die dadurch entstehenden schlechten Chancen, Korruption und den Kurs der Regierung. Aber sie fordern –meines Wissens nach - keinen zwingenden Umsturz des Systems. Da scheint erst einmal ein Unterschied in der Tragweite zu sein.

Beide Gründe sprechen jetzt nicht dafür, dass man dies nicht erwähnen muss und den Jugendlichen in Spanien Solidarität bekunden darf. Und sie mindern mein Erstaunen über die Informationslücke nicht wirklich. Vielleicht ist eine Demonstration gegen den Kurs einer Regierung in einem halbwegs demokratischen Land zu alltäglich geworden um Weltweit für Aufsehen zu sorgen.

In diesem Sinne: Schauen wir mal, ob noch eine Revolution daraus wird.

Der Michel