Sonntag, 14. März 2010

Ergänzende Klarstellung

Beim wiederholten Lesen meines Eintrags (10.03.2010) habe ich festgestellt, dass der letzte Teil trotz des Zusatzes doch äußerst falsch verstanden werden kann. Und obwohl ich im Moment eigentlich keine Zeit habe, den Blog zu pflegen, bin ich trotzdem der Meinung, dass es den Opfern nicht gerecht werden würde, wenn dies länger auf diese Weise und unkommentiert stehen bleiben würde.

Ich möchte nicht den Kindsmissbrauch mit dem Genuss von Alkohol gleichsetzten.

Kindsmissbrauch ist eine äußerst verabscheuungswürdige Tat und die einzige relevante, irdische Vergebung, die den Tätern zuteil werden kann, ist die der Opfer, denen diese verständlicherweise unmöglich scheint. Den Opfern gilt mein tiefstes Mitgefühl. Doch auch ich bin wegen einigen Dingen, die ans Licht kommen, zutiefst betroffen und verwirrt, weshalb mir dann die richtige Formulierung fehlen kann. Sollte ich irgendjemanden mit dieser Aussage verletzt oder verärgert haben, bitte ich vielmals um Vergebung.

Die Intention dieses letzten Abschnitts ist und bleibt die Bitte, das eigentliche Ziel der kath. Kirche nicht aus den Augen zu verlieren. Auch wenn Teile von ihr dabei gerade ziemlich zu versagen drohen.

Ich persönlich halte es für feige und falsch den entsprechenden Teil einfach still und heimlich zu streichen, da man ein gesprochenes Wort auch nicht einfach ungeschehen machen kann.

Der Michel

Mittwoch, 10. März 2010

Ihr Hirten, seht eure Schäfchen!

..., denn sie sind verstört. Immer mehr Missbrauchsfälle kommen ans Licht. Auch nachdem man meinen sollte, dass die große Welle langsam vorüber sein sollte. Und eine Frage wird immer lauter: Wie kann es sein, dass Priester – die ja scheinbar als heilig, unfehlbar und moralisch einwandfrei gelten – den einfachsten moralischen Grundsatz missachten: Kinder sind tabu.

Oder wurde diese Frage bereits beantwortet? Wir erinnern uns: Die Kirche nennt die Sexuelle Revolution der 68er den Schuldigen. Und der Rest freut sich darüber, den verhassten Zölibat mal wieder als Quell allen Übels bezeichnen zu können. Aber leben auch Schiedsrichter zölibatär? Oder haben die 68er die Legalisierung von Kinderpornos betrieben? Außerdem kann mir niemand erzählen, dass es erst nach den 68ern Übergriffe von Geistlichen auf Jugendliche und Kinder gab. Fakt ist, dass überall, wo Erwachsene einen ausgeprägten Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben, die Gefahr besteht, dass dies durch einen Menschen mit derartigen Neigungen ausgenutzt wird. Sei es der Jugendleiter im Musikverein oder der Feuerwehr, der Lehrer oder der Leiter in der Jugendarbeit. Oder aber der Priester, der seine Ministranten zu sich zum DVD-Abend einlädt. Wichtig ist, dass wir keinen Generalverdacht postulieren, sondern darauf geachtet wird, dass die Kinder durch eine verantwortungsvolle Vergabe der Posten durch die Verantwortlichen (sowohl im Verein, als auch in der Kirche) geschützt werden.

Und da sind wir auch schon bei der zweiten Frage: Warum schickt die Kirche die Priester, nachdem ihnen (innerkirchlich) der Prozess gemacht wurde in eine neue Gemeinde und warnt dort niemanden? Antwort der Kirchengegner: Priestermangel und Priestermangel wegen Zölibat. Antwort der Kirche: Weil jeder eine neue Chance verdient und Vergebung ein Grundpfeiler der kirchlichen Moral ist. Stimmt. Natürlich: sobald du es in einem Dorf Einem sagst, kannst du es auch auf dem nächsten Fest durchs Mikrofon brüllen. Aber der Schutz der Kinder und der Vergebungsgedanke sollten doch zumindest gleichberechtigt sein, weshalb eine weitere Überprüfung des Priesters und die Hilfe mit seinen Neigungen zurecht zukommen wichtiger und sinnvoller wären, als ihn erneut in die Gefahr zu bringen rückfällig zu werden und dabei mit seinem Problem vollends alleine zu lassen.

Für diesen Eintrag gibt es zwei Anlässe: Der eine ist, dass mir mitgeteilt wurde, dass gegen einen mir bekannten Pater in Würzburg der Vorwurf des Sexuellen Missbrauchs erhoben wurde. Der Andere, dass die deutsche Bischofskonferenz gestern eine Erklärung zum weiteren rechtlichen Vorgehen veröffentlicht hat. Um diese kurz zusammenzufassen: Die staatliche Strafverfolgung soll unterstützt werden und die Priester werden zur Selbstanzeige aufgerufen. Dazu kommt das bereits existente, innerkirchliche Verfahren. Rechtlich sollte das reichen. Moralisch nicht. Aber es zeigt, dass die Kirche auf dem richtigen Weg ist. Auch wenn davon irgendwie die meisten nichts mitbekommen. Aber über die Medienwirksamkeit dieser Institution möchte ich gerade nicht sprechen.

Andererseits habe ich manchmal das Gefühl, dass es Vielen auch egal ist, was von der katholischen Kirche kommt. Wir haben wieder einen Grund mehr die Katholiken, den Zölibat und den Papst zu verdammen. Deshalb meine Bitte: Reduziert die Kirche nicht auf ihre Fehler. Denn ihre Mitglieder sind in der Regel nicht heilig, unfehlbar und moralisch einwandfrei. Auch wenn sie es manchmal gerne wären. Sie sind eben Menschen. Denkt auch daran, dass sie Hoffnung schenkt und versucht einen Weg zu leben aufzuzeigen und Leitung, Grenzen und Inhalt zu geben, was in der heutigen Welt oft fehlt. Leider halten sich da nicht alle Mitglieder dran. Ob Priester oder Gemeindemitglieder. Aber es trinkt auch nicht jeder Moslem keinen Alkohol und nicht jeder Jude heiligt den Sabbat (auch wenn der Vergleich in seiner Tragweite etwas hinkt).

In diesem Sinne: blökt lauter, damit der Hirte aus dem Wolf wieder einen friedlicher Schäferhund machen kann.

Der Michel